
BlueGriffon ist ein Editor für HTML und CSS und kann im WYSIWYG Modus betrieben werden.
Mit BlueGriffon kann man eine HTML Seite so bearbeiten, wie man es von Textverarbeitungen gewohnt ist (WYSIWYG), man kann aber auch, so wie in anderen Texteditoren, den Quelltext direkt bearbeiten.
BlueGriffon ist - zusammen mit seinem Vetter SeaMonkey - der einzige quelloffene Editor, der diese Möglichkeit bietet.
Erscheinungsbild
Bei der Arbeit an einem HTML Dokument bietet BlueGriffon folgendes Bild.

In dem hier geöffneten Editorfenster wird die Datei so dargestellt, wie sie auch in einem Browser aussehen würde. Man kann in diesem Fenster so schreiben, wie in Writer oder Word.
Auf der linken Seite werden Textformatierungen angeboten, in dem Drop Down links oben hat man die Möglichkeit HTML "Formatvorlagen" zu wählen.
Die Werkzeugleisten, die sich im Bildschirm rund um den Editor finden, bieten Schnellzugänge zu bestimmten Funktionen und können weitgehend ausgeblendet werden.
Einrichtung
Installation
BlueGriffon besteht aus einem freien, quell-offenen Teil, der u.a. den Editor umfasst, und einigen kostenpflichtigen zusätzlichen Teilen, über die das Projekt finanziert wird.
Die Software kann für Windows, Mac und Ubuntu basierte Systeme heruntergeladen werden.
Binaries liegen in der GNU/Linux Welt offiziel nur für Ubuntu vor, können aber auch in Debian oder Linux-Mint installiert werden. Und funktionieren dort auch.
Konfiguration
Die Einrichtung von Präferenzen erfolgt in einem eigenen Dialogsystem.

Wenn man den - mit anderen Editoren teilen will, sollte man, wie im Bild zu sehen ist, "Wrap long lines" abschalten, weil BlueGriffon sonst Zeilenumbrüche im Quellcode einfügt, die man vielleicht so nicht haben will.
Auch die Rechtschreibprüfung wird in diesem Dialog an- und abgeschaltet. Wie man die Rechtschreibprüfung installiert und damit umgeht steht in Notizen zu Rechtschreibprüfung.
Merkmale
Aufruf und Steuerung
Bluegriffon kann auf der Kommandozeile oder in einem Starter folgendermaßen parametrisiert werden:
Aufruf testen
Der BlueGriffon ist ein WYSIWYG Editor. WYSIWYG steht für "What You See Is What Youe Get". Deshalb sieht man in dem Screenshot auch keine spitzen Klammern oder sonstige HTML Sonderzeichen.
Für die HTML Welt etwas genauer formuliert, heißt es:
What You See (während der Eingabe im Editor)
is What You Get (in der Anzeige im Browser)
BlueGriffon ist aber nicht nur ein WYSIWYG Editor.
Mit BlueGriffon kann man die HTML Datei sowohl aus der Sicht des Browsers, als auch aus der Sicht des Quellcodes editieren.
Diese beiden Sichten müssen ständig synchron gehalten werden. Um das zu erreichen, muss die Synchronisierung permanent in zwei Richtungen erfolgen: Einmal gibt es den Weg vom den html + css Quelltext in die Browsersicht und dann, weil man in BlueGriffon direkt in der Browsersicht schreiben kann, das Ganze umgekehrt, von der Browsersicht wieder zurück in den HTML Quellcode.
Die Entwicklungsgeschichte des BlueGriffon Projektes geht mit diesem Konzept auf verschlungenen Wegen über NVu, KompoZer und der Mozilla Application Suit bis auf Netscape Navigator Gold zurück.
Die Arbeitsmodi von BlueGriffon
Gehen wir das Ganze anhand von ein paar Screenshots einmal durch.
Eine Neue Datei wird in der WYSIWYG Sicht aufgemacht.

Der WYSIWYG Arbeitsmodus kann auch über die Statusleiste aufgerufen werden.
Im WYSIWYG Arbeitsmodus sieht die Seite so aus, wie sie in einem Browser angezeigt werden würde. Das ist auch kein Wunder, denn im Hintergrund dieser Sicht läuft Gecko. Gecko ist auch in Firefox verbaut und sorgt dort für den Seitenaufbau.
In diesem Modus kann man schreiben, kann formatieren, Grafiken einbauen, Tabellen und Hyperlinks editieren. Alles so, als ob man direkt im Browser arbeiten würde.
Die andere Perspektive, ist die Sicht auf den tatsächlichen Quellcode. Solange wir uns nur in einer .html befinden, ist das Umschalten der Sichten denkbar einfach.

Der "Source" Arbeitsmodus erlaubt es, direkt im Quellcode der HTML Datei zu arbeiten.
Dahinter verbirgt sich ein im Vergleich trivialer Texteditor, der Syntax darstellt und markiert und die üblichen Editor-Komandos bereitstellt.
Änderungen, die in diesem Modus vorgenommen werden, werden sofort in der anderen, der WYSIWYG Sicht reflektiert.
Man kann elegant und einfach mit "F8" zwischen diesen beiden Sichten hin und herschalten. ok, es geht auch über <->Menu->View->Toggle View->, aber wer macht das schon.
Eine Art Zwischending ist der "All Tags" Mode. Hier sind im WYSIWYG Mode die wichtigsten HTML Tag eingeblendet, um auch in diesem Modus den Bezug zum Markup zu behalten.

Die Arbeit in diesem Modus wird über das "View" Menü, <->Menu->View->All Tags Mode-> ein und ausgeschaltet.
Ansonsten gestaltet sich die Arbeit wie auch im WYSIWYG Modus.
Eine ganz besondere Sicht wird von BlueGriffon durch den Dual Mode angeboten. Hier werden in zwei Fenstern die Browser und die "Source" Sicht gleichzeitig angezeigt.

In diesem Modus, kann man im linken Fenster Text bearbeiten und sieht, wie im rechten die Änderungen im Quellcode nachgezogen werden. Das Ganze funktioniert auch andersherum.
Dass die Synchronisation auch auf einem einigermaßen schnellen Rechner merklich Zeit braucht, ist ein Hinweis auf die komplexe Rechenarbeit, die im Hintergrund durchgeführt werden muss, um diese Funktionalität bereit zu stellen.
Wenn man diesen Modus benutzt, braucht man allerdings einen breiten Bildschirm, sonst wird es eher eine Quälerei.
Cascading Style Sheets
Soweit hat sich die Beschreibung auf die Arbeit an einer HTML Datei bezogen. Aber was ist, wenn ich zusätzlich noch eine .css Datei mit pflegen will?
Die Arbeit an Style Sheets ist in BlueGriffon nicht in den normalen Editoren vorgesehen. Geht auch gar nicht.
Stattdessen bietet BlueGriffon einen gesonderten Editor, der optisch getrennt aufgerufen und bedient werden muss.
Nach meinem Geschmack ist diese Trennung sehr deutlich ausgefallen und kommt im Arbeitsfluss eher unhandlich daher und mir stellt sich die Frage, ab man die .css Dateien nicht besser mit einem anderen Editor bearbeitet. Für die restliche Funktionalität von BlueGriffon ist es unerheblich.
Um in BlueGriffon direkt Stylesheets bearbeiten zu können, muss man die Oberfläche ein wenig vorbereiten, indem man einen entsprechenden Bildschirmbereich (Panel) freischaltet.

Über das Menü wird der Bildschirmbereich für Stylesheets aktiviert. Es muss außerdem sichergestellt sein, dass auf der rechten Seite des Fensters der Bereich für zusätzliche Fensterbereiche sichtbar ist.
In dem rechten Bereich über das Plus (+) Zeichen einen Dialog zu Hinzufügen von Stylesheets aufrufen.

In diesem konkreten Fall soll ein Stylesheet eingebunden werden, das auf dem lokalen Rechner im selben Verzeichnis wie das HTML Dokument liegt.
Bitte beim Ausfüllen genau drauf achten, dass die Häkchen und mit dem, was man will, übereinstimmen.
Danach ist das Stylesheet eingebunden und kann aus BlueGriffon heraus bearbeitet werden.

Über das Zahnrad am unteren Rand kann man den Stylesheet Dialog nochmal einmal aufrufen und bearbeiten (Edit) oder den Editor starten (-)
Der Editor startet auch bei Doppelklick auf den Namen des Stylesheet.

Der Source Editor bietet eine akzeptable Syntax-Hervorhebung, ist aber ganz eindeutig nicht für wirklich komplizierte Operationen gedacht.
Für schnelle Änderungen, Tests oder das Herumprobieren an Optionen, bis sie passen, ist das Ganze aber sehr wohl geeignet.
Wer hier mehr möchte, sollte sich vielleicht über die Funktionen des kostenpflichtigen Teil von BlueGriffon unter What's inside ansehen.
Suchen und Ersetzen
Screenshot
Sprachunterstützung
Rechtschreibung
Die Rechtschreibprüfung in Bluegriffon ist in diesem Artikel beschrieben
Syntax
Die Syntaxhilfe, also die Hilfe beim Umgang mit den formalen Seiten der Dokumententwicklung mit HTML und CSS ist aufgrund des WYSIWIG natürlich vorhanden und ergibt sich für HTML quasi von selbst.
Bezogen auf CSS gibt es im kostenlosen Teil zumindest eine Syntaxhervorhebung. Inwieweit und wie gut die CSS Assistenz im kostenpflichtige Teil vorhanden ist, kann hier nicht dargestellt werden.
Links
Zusammenfassung
BlueGriffon ist nach meinem Kenntnisstand, neben SeaMonkey, der einzige freie HTML Editor, der den WYSIWYG Ansatz umsetzt. Und von den beiden ist BlueGriffon mit Sicherheit der Ausgereiftere.
BlueGriffon erzeugt aus dem WYSIWYG Modus heraus HTML, das auch in anderen Entwicklungsumgebungen problemlos weiter verwendet werden kann. Damit kann das von BlueGriffon erzeugte Material auch in komplexere Entwicklungen eingebunden werden, in denen JavaScript, PHP und andere Techniken verwendet werden, obwohl BlueGriffon selbst in diesen Bereichen nicht mehr zuständig ist.
Der Einstieg in HTML ist aufgrund des WYSIWYG Prinzips für Neulinge denkbar einfach und bietet außerdem auch noch gute Lernmöglichkeiten, weil das erzeugte HTML transparent und nachvollziehbar ist. Ganz besonders hilft dabei der "Dual Mode".!
Wer BlueGriffon als Werkzeug einsetzen will sollte auf jeden Fall die €7,50 + USt für das Users Manual ausgeben. Die Doku ist gut und das Geld lohnt sich. Für weiteren professionellen Einsatz ist danach wohl auch die sog. Basic License sinnvoll, die mit einer eleganteren CSS Unterstützung aufwarten soll. Bluegriffon Produktübersicht